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Das Schuhhaus Sperl

es gehört zu den letzten Maßschuhmachern in Deutschland

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ - das wird im Schuhaus Sperl in der Kastlmühler Straße in Lam bereits in der 4. Generation beherzigt. Seit 75 Jahren werden hier Schuhe in traditioneller Handarbeit angefertigt. Das Familienunternehmen gehört damit zu den ganz wenigen Betrieben in Deutschland, die die Kunst der Maßschuhmacherei am Leben erhalten. Heute kommen Kunden aus dem ganzen Bundesgebiet, um sich vom „Sperl-Schousta“ einen maßgefertigten Lederschuh machen zu lassen. Die Produktpalette ist seit der Gründung durch Georg Sperl im Jahre 1947 natürlich gewachsen. Vor allem auf orthopädische Schuhtechnik hat sich Firmeninhaber Christian Schamberger spezialisiert. Und im Ladengeschäft finden Kunden als perfekte Ergänzung zur Orthopädie verschiedenste modische, praktische und bequeme Schuhe für Erwachsene und Kinder.

Als Christians Großvater Georg Sperl den Handwerksbetrieb gründete, war er einer von damals 16 Schuhmachern im Ort. Diese Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. „Wäre der 2. Weltkrieg nicht dazwischen gekommen, wäre mein Großvater wahrscheinlich nach der Gesellenprüfung in Oberammergau geblieben und in Lam hätte es den Sperl-Schousta nie gegeben“, erzählt Christian Schamberger aus der Familiengeschichte. Seit seiner Lehre saß Georg Sperl fast 60 Jahre in seiner Werkstatt auf dem „Schusterstockerl“ genannten Hocker. Christian lernte neben seiner Ausbildung und seiner Qualifikation zum Meister für Orthopädieschuhtechnik beim Großvater noch die Maßschuhmacherei.

Der Gründer des Schuhhauses - Georg Sperl

Das meiste bleibt Handarbeit

Während unseres Gesprächs geht er ins Lager und kommt mit einem historisch anmutenden Lederschuh zurück. „Das ist ein lederner Skischuh, den mein Großvater angefertigt hat.“ Er freut sich, die Rarität für nachfolgenden Generationen bewahrt zu haben. „In seiner Gesellenzeit in Oberammergau verdiente mein Großvater zwischen 16 und 18 Mark. In Lam kostete ein Haferlschuh damals etwa 18 Mark und in Oberammergau 29 Mark. Die waren immer schon teurer“, meint Christian Schamberger schmunzelnd. Nach Jahren auswärts kam er 1997 zurück in den elterlichen Betrieb, den inzwischen seine Eltern Willi und Rosmarie Schamberger führten. 2016 übernahm er das Geschäft zusammen mit seiner Frau Marion. Heuer legte Sohn Paul erfolgreich seine Gesellenprüfung ab und gehört inzwischen auch zum Team des Schuhhaus Sperl. Und so, wie die Generationen vor ihnen, investieren sie ebenfalls kontinuierlich in die Erweiterung und Modernisierung. Die Digitalisierung macht auch vor der Schuhmacherei, in diesem Fall vor allem der Orthopädieschuhmacherei, nicht Halt. Neueste Errungenschaft ist ein Fußscanner, der ein perfektes digitales Abbild der Fußsohle inklusive der besonderen, problematischen oder belasteten Bereiche liefert. Doch bei aller hilfreichen Technik, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat, die Anfertigung eines Schuhs bleibt Handarbeit und beginnt mit der Herstellung des Leisten. An dieser Stelle wird der Maß- wie auch der Orthopädieschuhmacher neben seinen unbestritten nötigen medizinisch-anatomischen Kenntnissen, ein wenig zum bildenden Künstler. „Eine gewisse künstlerische Ader ist nicht verkehrt“, bestätigt Christian Schamberger. Jeder Fuß ist anders und entsprechend muss die Basisform der hölzernen Leisten modelliert werden. „An einer Stelle ist muss was weggefräst und an der anderen was aufgebaut werden. Damit die Form am Ende passt, ist sehr viel Erfahrung und ein gutes Auge nötig“, gewährt er einen Blick in seine Arbeit.

Früher griff ein Handwerk ins andere

Die Doppelmaschinen, die er für die Maßanfertigung benötigt, werden nicht mehr produziert. Zu gering ist die Nachfrage. Also gilt es die Augen offen halten, wo ein Betrieb aufgelöst wird, um eventuell ein noch gut funktionierendes Exemplar zu bekommen. Insgesamt ist das Geschäft der Schuhmacher nicht einfacher geworden in den letzten Jahrzehnten. „Früher griff ein Handwerk ins andere. Gerbereien zum Beispiel gab es in der Nähe, dort konnte man das Leder einkaufen. Heute muss ich das Leder über den Großhandel größtenteils aus Holland, und das für die Haferlschuhe aus den USA beziehen“, erklärt Christian Schamberger die Folgen der Globalisierung. Zudem wird der Anteil der verwertbaren Häute immer weniger. „Die Tiere müssen langsam und stressfrei wachsen dürfen, damit aus der Haut ein hochwertiges Leder entsteht. Häute aus der Fleischindustrie mit Massentierhaltung und kurzen Mastzeiten sind für uns unbrauchbar“, bringt er es auf den Punkt. Die Formel sei ganz einfach: a gscheids Lebn fias Tier, a gscheids Fleisch fian Mensch und am End a gscheids Leder fia gscheide Schou! Ein maßgefertigter Schuh ist mit seiner zudem sehr langen Lebensdauer ein durchaus nachhaltiges Produkt. Das teuerste Leder, das im Schuhaus Sperl verarbeitet wird ist das Cordovan vom Pferd. Das Leder für nur ein Paar Schuhe kostet aktuell 500 Euro.

So entsteht ein Maßschuh

  • Am Anfang steht die Besprechung mit den Kunden, um seine Wünsche und Vorstellungen zu erkennen.
  • Es folgt das Maßnehmen und die Trittspur.
  • Dann wird der Leisten angefertigt.
  • Das erste Teil aus Leder ist der Schaft.
  • Als nächstes folgt die Brandsohle nach der Leistenform.
  • Dann kommt das „Aufzwicken“, das darüber Ziehen und Befestigen des Schaftes auf dem Leisten.
  • Mit der Hand werden jetzt mittels spezieller Technik Schaft, Brandsohle und Rahmen vernäht.
  • Die Zwischensohle wird aufgenäht.
  • Nun folgt das Aufbauen und „Ausputzen“genannte Ausschleifen von Sohle und Absatz.
  • Beim Ausleisten wird der Leisten aus dem fertigen Schuh gezogen.
  • Fast geschafft - der fertige Maßschuh wird vor der Auslieferung auf Hochglanz poliert.
  • Für das hochwertige Produkt gibt es auf Wunsch einen passenden Schuhspanner aus Zedernholz.

 

Wussten Sie das?
Woher kommt die Redewendung „Umgekehrt wird ein Schuh draus“?

Damit der Schuhmacher bei seiner Arbeit die Nähte gut durch das Leder durchziehen kann, stülpt er den Schaft um. Für die Weiterverarbeitung muss er ihn dann umdrehen. Bevor die weiteren Schritte folgen können. Mitunter wird von außen noch mal gegengenäht. Diese zweimal genähten Schuhe sind gutes Schuhwerk. So bedeutet die Redewendung auch, dass man für ein gutes Ergebnis manchmal um die Ecke denken muss.

Drei Generationen Schuhmachertradition

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