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Berge

Ein Ur-Rind als Landschaftspfleger

Schon seit 2009 übernehmen die "Auerochsen" nun die Landschaftspflege in der Markbachaue bei Hannesried auf etwa 20 Hektar Flächen. Zuvor wurden die ökologisch hochwertigen Flächen durch den LBV (Landesbund für Vogelschutz) gepflegt. Einmal im Jahr musste die Auefläche gemäht und das Mähgut abgetragen werden. Die Rinder erledigen beides zugleich! Durch das Fressverhalten der etwa 15 Tiere entsteht ein Mosaik an unterschiedlichen Lebensräumen. Der Viehtritt sorgt zusätzlich für offene Bodenstellen und abwechslungsreiche Kleinstrukturen. Die extensive Beweidung erhält damit die offene Auenlandschaft und schafft ideale Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt. Inzwischen wurden ergänzend einige Amphibientümpel angelegt und auch der Biber trägt durch seine Dämme und die entstehenden Überschwemmung fleißig zu einer natürlichen Auenlandschaft mit vielfältigen Lebensräume bei.

 

Spannende Beobachtungen

Das gesamte Projektgebiet in der Markbachaue ist vom LBV unter Langzeitbeobachtung. Besonders die botanische Zusammensetzung wird immer wieder überprüft und dokumentiert. Um die Entwicklung durch die Beweidung zu beobachten und bewerten zu können, wurden innerhalb der Weiden 16 Untersuchungsflächen eingezäunt. Diese Flächen werden zweimal im Jahr kartiert und im Sommer von Hand gemäht und das Schnittgut entfernt. So kann die Entwicklung der Artenzusammensetzung genau überprüft werden und mit denen auf den  beweideten Flächen verglichen werden. Seit Beginn der Beweidung lassen sich deutliche botanische Veränderungen auf den Flächen feststellen. Die bestehende Hochstaudenflächen konnten der Beweidung nicht standhalten. Diese Flächen weisen mittlerweile den Bewuchs von Feuchtwiesen auf. Das Mädesüß ist inzwischen stark zurückgegangen, während die Sauergräser stark zunehmen.

Auerochse oder Ur (Bos primigenius)

Mit 2m Schulterhöhe gehörte der Auerochse zu den größten Landtieren Europas. Er war schon in der Steinzeit eine beliebte Jagdbeute. Obwohl er über ganz Europa und große Teile Asiens verbreitet war, starb er 1627 durch übermäßige Bejagung aus. Der letzte bayerische Auerochse wurde schon 1470 im Neuburger Wald bei Passau erlegt. Die heutigen Auerochsen sind eine Rückzüchtung. Da er aber kein direkter Vorfahr unserer Hausrinder ist, wurden verschiedenste unterschiedliche Rinderrassen miteinander gekreuzt. Damit begonnen hatten die Gebrüder Heck, ehemalige Leiter des Münchner und Berliner Tierparks in den Anfängen der 1920er Jahre. Sie versuchten Tiere zu züchten die den in der Literatur und Kunst beschriebenen Auerochsen sowohl in der optischen als auch in den Eigenschaften am nächsten kamen. Die "Auerochsen" werden daher Heckrinder genannt. Besondere Kennzeichen sind ihre große Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Kälte sowie eine geringe Anfälligkeit gegen Krankheiten. Daher eignen sie sich besonders für eine dauerhafte Freilandhaltung.