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Entlang der untergegangenen Dörfer im Böhmerwald geradelt

Eschlkamer Tourismusbüro und Jakobsradler organisierten Radtour durch eine bewegte Vergangenheit

Eschlkam - 03.09.2015
Hunderte von deutschen Dörfern im böhmischen Gebiet, die nach der Sperrgebietsverkündigung und nach der Errichtung des Eisernen Vorhangs planmäßig niedergerissen wurden, gingen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter - darunter auch Orte in der Nachbarschaft zur Marktgemeinde Eschlkam. Das Gesicht der einst kulturell und landwirtschaftlich bebauten Landschaft änderte sich vollkommen. Erst vor 25 Jahren nach der Grenzöffnung im Jahre 1990 eröffnete sich das Sperrgrenzgebiet für alle, die sich für diese bewegte Geschichte interessieren. Nur mehr aufgestellte Ortsschilder erinnern jetzt an diese früheren Ortschaften.

Diese traurige Vergangenheit nahmen das Tourismusbüro und die Jakobsradler der Marktgemeinde Eschlkam zum Anlass und organisierten am letzten Samstag eine Radtour durch die untergegangenen Dörfer im Böhmerwald. Josef Altmann und Peter Betz führten diese Tour, an der 30 interessierte Radler teilnahmen.

Vom Startpunkt in Eschlkam aus wurde über Warzenried zum Rad- und Wandergrenzübergang Hofberg geradelt, wo man nach wenigen Meter bereits Flecken erreichte. Nur einen Kilometer weiter liegt das untergegangene Dorf Rothenbaum (Černé Dřevo), wo von einer früheren blühenden Ortschaft nur mehr der Grundriss der Kirche zu sehen ist, die im Frühjahr 1953 ein Raub der Flammen wurde. Weiter fuhr die Radlgruppe dann auf der schmalen Straße nach Fuchsberg (Liščí), das ein Straßendorf war und dessen Dorfkern an einem nach Süden geneigten Hang lag. Zwei verfallene Anwesen erinnern noch an die früheren Zeiten. Entlang der Verbindungsstraße von Neuern nach Všeruby bogen die Radler dann in Richtung Heuhof (Sruby) ab, das in unmittelbarer Nähe zu Warzenried liegt. Im Jahre 1930 hatte das Dorf 21 Häuser, in denen 146 Deutsche lebten. Im niedergerissenen Dorf wurde ein Gebäude der Grenzkompanie erbaut, das aber mittlerweile schon wieder verfallen ist.  Rund zwei Kilometer weiter stand in Richtung Všeruby (Neumark) direkt neben dem Kolonnenweg die Ortschaft Schwarzau (Švarcava). Auch hier standen im Jahre 1930 noch 13 Bauernhöfe, von denen keine sichtbaren Reste erhalten blieben. Die Partnergemeinde Všeruby (Neumark) war dann bald erreicht und hier wurde dann eine Trinkpause eingelegt, ehe es dann weiterging in die nördliche Richtung nach Schneiderhof (Myslív), wo im Jahre 1930 noch 266 Deutsche in 56 Häusern lebten. Nur mehr ein alter Transformator blieb am Rande des ehemaligen Dorfes erhalten. In Maxberg (Maxov) wurde dann auf den Kolonnenweg in Richtung Prennet (Spálenec) weitergefahren. Dieser Weg verläuft unmittelbar entlang des Grenzverlaufes, auf der gegenüberliegenden Seite kann man die Häuser von Daberg sehen. Unmittelbar an der Grenze im böhmischen Gebiet stand früher die Ortschaft Draxelmoos (Slatiny). Heutzutage erinnert nur mehr eine grüne Landschaft an dieses kleine untergegangene Dorf, wo einmal acht Bauernhöfe standen und 32 Deutsche wohnten.

Über Spálenec wurde über den Rad-und Wanderübergang wieder bayerischer Boden erreicht. Die letzten der knapp über 40 Kilometer langen Radstrecke führten dann wieder nach Eschlkam, wo sich Josef Altmann und Peter Betz bei allen Teilnehmern bedankten.