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Der Pfingstritt zu Bad Kötzting

861 Pfingstreiter erneuern mit Kardinal Müller das Gelöbnis

Im 602. Jahr führte die berittene Bittprozession, die auf ein Gelöbnis von 1412 zurückgeht, von Bad Kötzting nach Steinbühl.

VON STEFAN WEBER, MZ

BAD KÖTZTING. Mit 861 Teilnehmern war der Bad Kötztinger Pfingstritt auch in diesem Jahr wieder eine der größten berittenen Bittprozessionen Europas. Bei Temperaturen von 32 Grad erneuerten die Teilnehmer das Gelöbnis aus dem Jahr 1412, als einer Legende zufolge ein Sterbender in Steinbühl nach dem Pfarrer von Kötzting schickte, um die Sterbesakramente erhalten zu können. Den gefährlichen Weg wollte der Geistliche aber nicht alleine antreten, und so gaben und geben ihm bis heute die Kötztinger und auch viele Teilnehmer aus dem Umland ein schützendes Geleit.

Papst weiß um den Pfingstritt
Der Pfingstritt 2014 konnte aber nicht nur mit den heißesten Temperaturen an einem Pfingstmontag seit Beginn der Wetteraufzeichnung aufwarten, sondern auch mit dem höchsten geistlichen Würdenträger, der sich jemals an der Bittprozession beteiligt hat: Kardinal Gerhard Ludwig Müller trug hoch zu Ross die Monstranz mit dem Allerheiligsten selbst nach Steinbühl, wo in der Pfingstreiterkirche St. Nikolaus die Messe gefeiert wurde. Müller hatte 2004 als Bischof von Regensburg ein 135 Jahre altes Verbot aufgehoben, wonach das Mitführen der Monstranz verboten war. Seitdem beteiligte er sich zehnmal am Kötztinger Pfingstritt.

„Der Heilige Vater weiß und unterstützt diese Form der Volksfrömmigkeit“, erklärte Müller, mittlerweile Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan. Wie viele Teilnahmen am Pfingstritt Müller noch geplant hat, das ließ der Kardinal auch am Montag noch offen. Allerdings gab er dem 88-jährigen „Hausherren“ der Kirche St. Nikolaus in Steinbühl, Pfarrer Albert Melchner, einen Hinweis, wie lange seine Bereitschaft noch währen könnte: „Kommen Sie noch, so lange ich in Steinbühl sein darf“, sagte der Pfarrer zur Begrüßung – „dann also noch mindestens zwölfmal“, entgegnete der Kardinal.

Ehrung für zehn Teilnahmen
Doch erst einmal stand bei der Heimkehr der Pfingstreiter in Bad Kötzting die Auszeichnung für Kardinal Müller für seine bislang zehn Pfingstritt-Teilnahmen an. Bürgermeister Markus Hofmann bat ihn dafür in die Kirchenburg, wo sich der Kardinal in das Buch der Stadt eintragen durfte. Anschließend ließ es sich der dritthöchste Würdenträger der katholischen Kirche nicht nehmen und feierte mit den Bad Kötztingern ein Stück des weltlichen Teiles der Pfingstfeierlichkeiten der Stadt.

Der endet erst am heutigen Dienstag – denn zu Pfingsten in Bad Kötzting gehört nicht nur der Ritt, sondern auch die Feier mit dem Pfingstbrautpaar, das in der überlieferten Tradition für die Feier, die nach der geglückten Heimkehr des ersten Rittes im Jahre 1412 stattgefunden haben soll, steht.