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Deutsche und Tschechen pilgerten auf dem tschechischen Jakobsweg

Der Start und das Ziel waren die Jakobskirchen in Kasejovice und Nepomuk.

Eschlkam.

Seit der Öffnung der Grenze im Jahre 1990 hat die Jakobuspilgerschaft einen geradezu wundersamen Aufschwung genommen. Das Netz der Zubringerstrecken wurde seitdem in ganz Europa dichter und als auch im Jahre 2004 der Tschechisch-Ostbayerische Jakobsweg markiert wurde, ergriff der Markt Eschlkam die Initiative und organisierte zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham grenzüberschreitende Pilgertouren. In diesem Jahr ist etwas ganz besonders geplant, am letzten Samstag wurde schon im Vorfeld der Deutsch-Tschechischen Jakobustage vom 21. bis 23. Juli 2017, die erste Pilgerwanderung von Kasejovice nach Nepomuk durchgeführt. Nach und nach folgen jetzt dann weitere Pilgerwanderungen, bis schließlich am Sonntag, den 23. Juli 2017 nach 100 Kilometern unter der Schirmherrschaft des Bischofs von Pilsen, Tomáš Holub und des Diözesanbischof von
Regensburg Dr. Rudolf Voderholzer mit der Jakobskirche von Eschlkam das Ziel erreicht wird.


Die Organisatoren Josef Altmann vom Markt Eschlkam und Michael Neuberger von der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham konnten zur ersten Pilgerwanderung eine große Pilgergruppe begrüßen, darunter auch die Mitarbeiterin der Gemeinde Všeruby, Maruška Homolkova sowie den Diakon von Bodenmais Josef Schlecht. Mit dem Bus ging es in das 50 Kilometer südlich von Pilsen gelegene Kasejovice, wo die dritte Jakobskirche auf dem Jakobsweg von Prag nach Eschlkam steht. Während der Busfahrt erzählte Josef Altmann einiges über die Landschaft auf diesem Jakobsweg, sowie über die Sehenswürdigkeiten. In Kasejovice wurde die Pilgergruppe von der Bürgermeisterin Capova begrüßt. Auch der Pfarrer war anwesend und öffnete die Jakobskirche, in der man die Pilgerwanderung unter den Segen des Heiligen Jakobus stellte. Anschließend erhielten die Pilger vom Pfarrer den Segen. Die
Jakobskirche in Kasejovice wurde auf gotischen Fundamenten aus der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet und präsentiert sich heute als barocker Umbau aus dem 18. Jahrhundert.

Überraschenderweise schlossen sich in Kasejovice noch zwei tschechische Jakobspilger der Gruppe an. Der Ort Kasejovice hatte bis ins 19. Jahrhundert einen relativ hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. Zeugnis davon ist neben der vollständig erhaltenen Barocksynagoge der groß angelegte jüdische Friedhof im Norden des Ortes aus dem Jahre 1704. Dorthin führte Michael Neuberger die Pilgergruppe und erläuterte die Besonderheiten eines jüdischen Friedhofs. Das jüdische Leben erlosch endgültig im November 1942, als alle jüdischen Bewohner des Ortes dem nationalsozialistischen Terror durch die Deportation in die Vernichtungslager in Auschwitz und Theresienstadt zum Opfer fielen.

Nach dem Verlassen der Ortschaft tauchte der Jakobsweg dann in ein ruhiges und großes Waldstück hinein. Beeindruckt waren die Pilger, als der Weg direkt zu dem malerisch an einem Fischteich gelegenen kleinen Schloss Životice führte. Michael Neuberger erläuterte, dass das Barockschloss von dem italienischen Architekten Antonio de Maggi zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut wurde. Italien bildet auch die Brücke zu einer neben dem Schloss aufgestellten großen Steinstatue des Heiligen Nepomuk. Denn dieser studierte in Padua und wurde dann Generalvikar des Bischofs von Prag. In dieser Funktion war er das Bauernopfer in den Rivalitäten zwischen dem Bischof und König Wenzel IV. Über das herrlichen Weitblick gewährende Bergdorf Podhuři gelangte man in die ebenfalls an einem Fischteich gelegene die Ortschaft Mohelnice. Danach hatten die Pilger kurz aber umso intensiver mit kaltem Regen und Wind zu kämpfen. Von weitem war aber dann schon die Schlossanlage auf dem Grünberg (Zelena Hora) zu sehen, die über dem Pilgerziel, der Stadt Nepomuk thront. Ab dem Bahnhof im Vorort Dvorec brachte der Bus die Jakobspilger in die Stadt Nepomuk, in der 1340 der in Bayern und Böhmen verehrte Heiligen Johannes Nepomuk geboren wurde. Die Stadt wird noch immer durch zwei Kirchen dominiert: die an der Stelle des Geburtshauses des Heiligen durch Kilian Ignaz Dientzenhofer um 1734-1736 errichte barocke Kirche am großen
Stadtplatz sowie die ursprünglich romanische Pfarrkirche St. Jakob. Diese ist nach Prag, Přibram und Kasejovice die vierte Jakobuskirche auf dem tschechischen Jakobsweg, bevor dann in Bayern St.Jakob in Eschlkam den Pilgerweg in Richtung Santiago de Compostela fortsetzt. Besonders ergreifend war dann für die Pilger, dass diese ansonsten verschlossene Kirche ihre Pforten für die Pilger öffnete und diese sogar mit Orgelspiel empfangen wurden. Mit dem Lied „Segne du Jakobus“ konnte man diese beeindruckende Etappe auf dem böhmischen Jakobsweg beenden. Die Fortführung des Jakobsweges erfolgt am Samstag, den 20. Mai 2017 von Nepomuk nach Planice.

Autoren: Josef Altmann und Michael Neuberger