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Organisator Josef Altmann zieht eine sehr positive Bilanz.
ZEITUNGSBERICHT VOM 29.08.2014 DER KÖTZTINGER UMSCHAU - MITTELBAYERISCHE ZEITUNG - VON CHRISTIAN DANZER
Der Geruch der von den Wanderern frisch geernteten Schwammerl vermischt sich mit dem Duft von Erde im Wald. Außer dem hellen und klaren Zwitschern der Vögel und dem gelegentlichen Tuten eines Zuges sind nur die Schritte der Reisenden im dichten Wald, der an manchen Stellen zu einem regelrechten Tunnel aus Grün wird, zu hören. „Augen zu und durch“, hat sich Josef Altmann von der Tourist-Info Eschlkam am Dienstagabend beim Telefonat mit Karl Reitmeier gesagt, als ständig der Regen gegen das Dach klatschte. Zusammen mit Reitmeier hatte Altmann die letzte Wanderung im diesjährigen Eschlkamer Wanderprogramm organisiert. Gemeinsam mit ihnen stiegen – trotz der dunklen Wolken am Himmel – 55 „mutige“ Teilnehmer am Bahnhof Furth im Wald in den Zug und machten sich auf den Weg ins Chodenland zu letzten Tour unter dem Titel „Kirchen und Kapellen-Wanderungen“.
Kunstwerke zum Schlachthügel
In Domažlice – dem Zentrum der Chodendörfer – angekommen, war jedoch von Regen nichts mehr zu sehen, was auch während des ganzen Tages so bleiben sollte. Glück gehabt auf der letzten Etappe. Am Marktplatz von Domažlice erläutert Altmann vor dem Chodenturm die Geschichte dieser Volksgruppe. „Im 13. Jahrhundert entstanden die meisten Chodendörfer. Da sie die Grenzen zum Bayerischen Wald bewachten, erhielten sie von den böhmischen Königen Sonderrechte zugesprochen.“ Im Laufe des 16. Jahrhunderts habe jedoch die militärische Bedeutung der Choden abgenommen, so dass ihnen ihre Sonderrechte wieder aberkannt werden sollten. Das habe sich die chodische Bevölkerung jedoch nicht gefallen lassen und organisierte Aufstände. „Im Jahre 1431 kam es bereits am Hügel Baldov zur berühmten Hussitenschlacht“, so Altmann weiter. Dorthin führt auch der erste Zielpunkt der Wanderung. Über weite Felder und einen grünen Hügel steigt die Wandergruppe zur Kapelle hinauf, die im Gedenken an die Schlacht dort errichtet wurde. Am Wegesrand stehen Kunstwerke, die von Deutschen und Tschechen in Zusammenarbeit errichtet wurden, erklärt Reitmeier am Fuße des Hügels. Ein Kunstwerk ist zu sehen, das nur aus Granit und 320 geklebten Glasplatten besteht, wie Reitmeier erzählt. „Es symbolisiert den Eingang zum folgenden Skulpturenpark.“
„Wandern ist Heimatkunde“
„Für mich ist das Wandern in unserer Heimat vor allem Heimatkunde, das Erleben der eigenen Heimat und ihrer Geschichte“, erklärt Altmann. Für ihn auch einer der Gründe, war um sich das Eschlkamer Wanderprogramm jedes Jahr großer Beliebtheit erfreut. Nachdem sich die Wanderer am Hügel Baldov kurz gestärkt haben, macht man sich wieder an den Abstieg. An den weiten Alleen in Richtung Luzenice können sie, die nur sehr selten von durchfahrenden Autos gestört werden, Hunderte Apfelbäume bewundern. „Da sind zentnerweise Äpfel dran, und keiner hebt sie auf“, meint im Vorbeigehen noch eine empörte Apfelfreundin.
Über Luzenice, wo es ein eigenes Museum für die Choden und ihre Geschichte gibt, wie Reitmeier weiß, geht es flotten Schrittes weiter zur „Wallfahrtskirche Dobrá Voda“. Die Kapelle sei einer der jüngsten Wallfahrtsorte der katholischen Kirche, informiert Altmann. „Das Wasser an der Quelle hat heilende Wirkung.“ Wer seine Augen mit dem Wasser der Quelle wasche, dessen Augen könnten geheilt werden. Am Altar in der Kapelle ist dann auch das eigentliche Ausflugsziel aufgemalt. „Die chodische Madonna von Jaroslav Špillar“, sagt Altmann. Solche Ausflüge in die Umgebung sind für Altmann umwelt- und naturbewusste Wandertourismus. „Vor allem sind bei unseren Wanderungen auch alle soziale Schichten vertreten. Vom Zahnarzt bis zum normalen Arbeiter ist alles vertreten“, freute sich Altmann weiter. Die nächste Etappe in der Wanderung ist das Denkmal für Jan Sladký Kozina, das im Andenken an den Anführer der Aufstände gegen die böhmischen Könige erbaut wurde, wie Karl Reitmeier am Fuße der Statue erklärt. „1695 ist er in der Pilsener Brauerei erhängt worden. Zweihundert Jahre später, 1895, wurde dieses Denkmal errichtet“, so Reitmeier weiter. Bis heute werde Kozina im Chodenland in Ehren gehalten. Durch dichten Wald, aber auch über die Hauptstraße nach Pilsen hinweg, stieg die Gruppe anschließend nach Thranov hinab. Im Restaurant „U sv. Jana“, in dem der frühere tschechische Präsident Vaclav Klaus schon mehrfach gespeist habe – so Reitmeier – wurde dann zu Mittag gegessen.
20 Wanderungen insgesamt
In diesem Jahr seien 20 Wanderungen veranstaltet worden, erzählt Altmann. „Auch im nächsten Jahr werden wir wieder ein interessantes Programm haben. Das wird am 23. November vorgestellt.“ Als alle Wanderer gespeist und die für deutsche Verhältnisse eine sehr kleine Rechnung bezahlt haben, macht sich die Gruppe auf nach Babylon. Dort kündigt sich nach kurzer Wartezeit mit einem Glockenläuten auch schon der Zug an, der sie zurück nach Furth im Wald fährt.
DAS ESCHLKAMER WANDERPROGRAMM