SERVICE-TELEFON: +49 (0) 9971 78-431

Grenzgeschichten, die immer wieder lebendig werden

Eschlkam - 14.01.2015

Auch 25 Jahre nach der Grenzöffnung werden immer wieder alte Grenzgeschichten lebendig, die von den Schwirzern und Schmugglern, von alten Wirtshäusern an der bayerisch-böhmischen Grenze, von Sagengestalten, sowie von den früheren Bewohnern an der Grenze  berichten. Mit diesem Thema beschäftigte sich die Veranstaltungsreihe "Grenzgeschichten zwischen Bayern und Böhmen," die vom Tourismusbüro der Marktgemeinde Eschlkam über den Jahreswechsel angeboten wurden.

Die erste Wanderveranstaltung führte in "Das Wirtshaus am Ende der Welt"
Der Tourismusbeauftragte Josef Altmann begrüßte zum Auftakt rund 40 Wanderfreunde, die von Eschlkam aus zum Bayerisch-Häusl, dem Wirtshaus das direkt an der bayerisch-böhmischen Grenze liegt, wanderten. Das Bayerisch-Häusl ist ein altes Grenzwirtshaus, dass bereits schon im Jahre 1802 in den Annalen erwähnt wird.  Die Wirtin Josefa Singer hatte für die Wandergäste eine Brotzeit hergerichtet und sie nahm sich sogar Zeit einige Zeilen aus einem ihrer Bücher vorzulesen. Schon insgesamt vier Bücher hat sich geschrieben, allesamt mit Erlebnissen, Gedichten und Geschichten, die sich viel um die Grenze handeln. Trotz der Einsamkeit ist Josefa Singer eine ausgezeichnete Informationsquelle und das in der heutigen Zeit ohne Internet. Nach der Einkehr machte sich die Wandergruppe auf dem Weg hinein ins Böhmische, wo frühers die kleine Ortschaft Traxelmoos stand, eine untergegangene Ortschaft, wie auf dem Ortschild zu lesen war. Mit einem Blick auf Maxberg verließ man dann über den Wandergrenzübergang das Böhmische und ging über Gaishof und der Schöneichenkapelle dann nach Eschlkam zurück.

Der "Schwirzer vom Landl an der böhmischen Grenz" lautete die zweite Veranstaltung und wieder startete man von Eschlkam aus zum Ziel dem Schwirzer-Denkmal in Neuaign, dass im Jahre 1988 errichtet wurde und an die Schwirzer, Schmuggler und Pascher vor dem zweiten Weltkrieg erinnert. Das Schwirzen oder auch Paschen genannt gehörte frühers zum Alltag der kleinen Leute an der Grenze. Über diese Abenteuer der Schwirzer und ihrer Gegenspieler der Finanzer ranken sich zahlreiche Geschichten. Josef Altmann las die alte Geschichte vom Tabak und vom Butter vor, die frühers über die Grenze geschmuggelt wurden und dabei dann auch öfters ertappt wurden. Das bekannte Schwirzerlied "Mir sama de Schwirzer vom Landl,  da hint an der böhmischen Grenz" erinnert immer noch an diese bewegte Zeit. Über den Ostbayerischen Jakobsweg wurde dann über Seugenhof nach Eschlkam zurückgegangen.

Und "In der Schwirza-Stubn drin wird dann gsunga"  lautete die Geschichtswanderung im Raum Rittsteig-St. Katharina. Über 50 Wanderfreunde aus allen Himmelsrichtungen konnte Josef Altmann dazu begrüßen. Er holte sich für diese grenzüberschreitende Wanderung seinen Wanderfreund Rudi Simeth ins Boot, der sich in dieser Region bestens auskennt und vieles über diesen Grenzabschnitt berichten konnte. Vom Wanderparkplatz in Neurittsteig aus startete die Wandergruppe über den Wandergrenzübergang Helmhof nach St. Katharina, wo entlang des Weges noch die Überreste der alten Bauernhöfe Schindelhof und Ganglhof zu sehen waren, die verfallen sind. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges mussten die Bewohner ihre Höfe verlassen, die dann dem Erdboden gleich gemacht wurden. Rudi Simeth las hier auch eine Episode "Schmuggler im Glück"aus dem Roman von Josef Holub aus Neuern vor. Wo der Helmbach über die Grenze fliest und zur Chodenangel wird stehen zwei historische Wappensteine mit dem böhmischen Löwen und dem Bayerischen Rautenwappen, die vom Prager Grenzvertrag erinnern, der 1764 von Kaiserin Maria Theresia unterzeichnet wurde.  Wie frühers die Schwirzer und Schmuggler auch, ging man dann in der Nähe der Chodska Uhlava (Chodenangel) über die grüne Grenze nach Rittsteig zurück, wo dann in der Schwirzerstubn die Schwirzermusikanten, alias "Rittsteiger Dreigsang" aufspielten. Mit wunderbaren Liedern wie "Mir san ma de Schwirzer vom Landl" oder  "Meine Rocky Mountains san der Osser, der Arber und der Kaitersberg" wurden diese Grenzgeschichten auch noch musikalisch umrahmt.

Die Veranstaltungsreihe Grenzgeschichten zwischen Bayern und Böhmen wurde mit den "Mystischen Grenzgeschichten im Kunstpavillon Stachesried" am Sonntagabend, den 04.01.2015 beendet. Ausrichter war der Kunstförderkreis der Marktgemeinde Eschlkam. Bereits um 18 Uhr traf sich eine Gruppe Wanderer in Eschlkam und marschierte dann mit Stirn -und Taschenlampen bei dichtem Schneetreiben ein kurzes Stück auf dem winterlichen Ostbayerischen Jakobsweg bis zum Brünstwald, wo dann über die Haselmühle der beleuchtete Kunstpavillon in Stachesried erreicht wurde.  Der Kunstförderkreis hatte alles bestens für die rund 40 Teilnehmer vorbereitet. Tische und Bänke waren im Kunstpavillon aufgestellt und Wärmestrahler sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Zum Aufwärmen und zur Stärkung wurden gratis Jagertee, Früchtepunsch und Stollen angeboten. Bürgermeister Josef Kammermeier bedankte sich beim Kunstförderkreis für diese Organisation. Siegfried Vogl und Hans Huber vom Kunstförderkreis lasen abwechselnd einige Geschichten und Grenzwaldsagen vor, so auch vom Lemingerhölzlweib vom nahe gelegenen Leminger Berg, die nicht nur in der Nacht herumgeistert, sondern sich auch beim Mittagsläuten an die Leute heran nähert. Karl-Heinz Kilger begleitete beide Sprecher zwischendurch mit musikalischen Stücken auf seiner Harmonika.     

Mit freundlichen Grüßen  /  S pozdravem

Josef Altmann