
Eschlkam 21.07.2016
Durch eine ganz andere Natur bewegten sich die 40 Teilnehmer bei der Wanderung, die durch das Hochplateau des Sumava-Nationalparks führte. Ohne menschliche Eingriffe hat sich in der Zeit des Eisernen Vorhangs hier eine Landschaft noch weiter entwickeln können, die heutzutage als merkwürdig, verlockend und auch geheimnisvoll bezeichnet werden kann. Das feuchtkalte Klima in diesen Hochlagen des Böhmerwaldes hat hier in den zurückliegenden tausenden Jahren einige Hochmoore entstehen lassen, die in ganz Mitteleuropa einzigartig sind.
Josef Altmann konnte zu dieser Wanderung wieder viele interessierte Wanderer begrüßen, darunter Freunde aus Augsburg, Oberschleißheim und Bad Ems. Der Start zu dieser rund 20 Kilometer langen Wandertour erfolgte in Mosau, in der Nähe des Gebirgsdorfes Srni/Rehberg, wo auch der Chinitz-Tettauer-Schwemmkanal verläuft. Dieses technische Denkmal entstand zwischen 1799 und 1801 unter der Leitung des Ingenieurs Josef Rosenauer. Der Kanal beginnt an der Vydra bei Antygl und endet im Fluss Kremelna und hat eine Länge von 16 Kilometern. Mit dem Kanal wurde frühers Holz aus dem Böhmerwald getriftet und über die Flüsse Otawa und Moldau bis nach Prag weitertransportiert.
Über die frühere Berghüttensiedlung Zelenahorska Chalupy ging es zügig hinauf auf den Berg Oblik (Steiningberg), der eine Höhe von 1225 Meter hat und eine wunderbare Rundumsicht bietet. Das Gebirgsdorf Srni/Rehberg lag zu Füssen und der Blick reichte ebenso zum Polednik/Mittagsberg sowie zum Rachel und Lusen.
Ein paar Kilometer weiter wurde dann Javori Pila, die frühere Ahornsäge erreicht. Früher stand hier eine Säge mit Försterei, die später dann als Gastwirtschaft und Schutzhütte für Wanderer diente. Heute ist davon nichts mehr übrig. Javori Pila liegt am Rand des weitläufigen Moorgebietes „Modravske slate“ einer unzugänglichen Ruhezone des Nationalparks. Es handelt sich hier um den größten Komplex an Hochmooren mit einer
Größe von über 3000 Hektar.
Das blaue Wanderwegzeichen dem die Wanderer folgten, bog dann noch kurzer Zeit ab in das gelbe Zeichen, dass dann zum Dreiseen-Moor führte. Das Moor das auch Dreiseensumpf genannt wird, ist eines der kleineren Hochmoore mit drei Seen. Besonders auffallend ist das dunkelbraun gefärbte Wasser. Durch das Dreiseenmoorgebiet führt ein Holzbohlenweg mit Informationstafeln über die Entstehung der Moore in der Eiszeit vor zirka 10000 Jahren. Besonders beeindruckend sind hier die über einen Meter hohen Latschenkiefern und die typischen Moorpflanzen wie zum Beispiel Torfmoose, Blaubeeren, Trunkelbeeren oder der wilde Rosmarin. Die einzelnen Pflanzen sind mit Täfelchen markiert.
Der Rückweg verlief entlang des Chinitz-Tettauer-Schwemmkanals, wo noch ein Abstecher zur Hauswaldkapelle gemacht wurde. Die Kapelle wurde insgesamt dreimal aufgebaut. Nach der Sprengung im Jahre 1958 blieben nur Mauerreste stehen, die rekonstruiert und im Jahre 2006 neu eingeweiht wurden. Einer Legende nach entspringt hier eine wundersame Quelle, die heilen soll. Zur Kirchweih in Srni am 15. August findet hier auch seit Jahren regelmäßig eine festliche heilige Messe statt. Vor der Heimfahrt nach Eschlkam wurde noch mit dem Bus durch die Ortschaft Srni/Rehberg gefahren, die sich seit der Grenzöffnung wieder prächtig zu einem Erholungsort entwickelt hat.