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Auf dem Eiszeit- und Urwaldlehrpfad zum Rachelsee

Eschlkam - 12.08.2016
Das Eiszeitthema der Wanderung zum Rachelsee passte zum Wetter, das sich nicht von seiner schönsten Seite zeigte. Trotzdem war der Wanderbus in Richtung Rachel vollbesetzt und auch die Stimmung unter den Wanderern war ausgezeichnet. Der Tourismusbeauftragte Josef Altmann konnte 50 Wanderfreunde begrüßen, darunter etliche Feriengäste, die zur Zeit ihren Urlaub in Eschlkam und Umgebung verbringen. Der jüngste Teilnehmer war Ferdinand mit acht Jahren, der mit seinen Eltern seinen Urlaub in der Gemeinde Eschlkam verbringt. Die fünfstündige Wanderung meisterte der sportliche Bub großartig, wofür er auch von allen anderen Wanderteilnehmern einen großen Applaus erhielt.

Die Wanderstrecke begann bei der Racheldiensthütte, die zur Zeit renoviert wird und deshalb geschlossen ist. Josef Altmann hatte mit Dr. Josef Wegele vom Nationalpark Bayerischer Wald einen versierten Wanderführer an seiner Seite, der auf alles wichtige entlang der Strecke einging. In Richtung des Rachelsees wird anhand von Lehrtafeln verdeutlicht, welche Spuren die Eiszeit im Bayerischen Wald hinterlassen hat. Vor mehr als zwei bis drei Millionen von Jahren kühlte das Klima auf der ganzen Erde ab: das Eiszeitalter begann. Es zeichnete sich durch den mehrmaligen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten aus. Die Bildung von Dauerfrostböden waren die vorherrschenden Prozesse in den Kaltzeiten. Eindrucksvolle Zeugen der Vergletscherung in der Würm-Kaltzeit vor über 10000 Jahren sind Seen wie der Große und Kleine Arbersee und der Rachelsee sowie die Seen auf der böhmischen Seite, so Wanderführer Dr. Wegele.

Nach rund einer Stunde Gehzeit wurde dann der Rachelsee erreicht, ein Relikt aus der Eiszeit, das auf einer Höhenlage von 1070 Metern liegt. Es ist der stillste Bayerwaldsee und nur zu Fuß zu erreichen. Der 5,7 Hektar große See ist wegen seines Mangels an Kalksalzen und der Bodenversauerung arm an Wassertieren und Fischen. Seine maximale Tiefe beträgt rund 15 Meter.

Um den See herum hat sich, da seit der Einrichtung des Naturschutzgebietes hier kein Baum mehr gefällt wurde, ein Urwald gebildet, der nur auf einem Urwaldlehrpfad durchquert werden darf. Viele Sagen gibt es über diesen See, so zum Beispiel die Sage von einem Fischer am Rachelsee, der die Tiefe des Sees messen wollte, dabei von einem Gewitter überrascht wurde und nicht mehr gefunden wurde. Diese Sage wurde von Josef Altmann vorgelesen. Immer wieder zogen dichte Wolken über den See, der eine gespenstische Stimmung vermittelte.

Oberhalb des Rachelsees liegt auf 1212 Metern die Rachelkapelle, die dann auf dem Steig erreicht wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war ein königlich bayerischer Forstbeamter bei dichtem Nebel am Rachel unterwegs. Plötzlich scheute sein Pferd und wollte nicht mehr weiter gehen, so sehr er es auch antrieb. Er stieg schließlich ab und untersuchte die Wegstelle. Dabei stellte er fest, dass er unmittelbar vor dem Abgrund der Rachelseewand stand. Ein Schritt weiter und er wäre unweigerlich hinabgestürzt. Als Dankbarkeit für seine Errettung ließ er 1885 die erste Rachelkapelle errichten - so wird es laut Nationalparkführer Dr. Wegele jedenfalls erzählt. Die Rachelkapelle ist in der Zwischenzeit bereits zweimal abgebrannt, wurde aber immer wieder aufgebaut. Neuerdings ist das Dach mit neuen Schindeln versehen worden.

Von der Rachelkaplle war es noch rund eine halbe Stunde, bis die Wandergruppe auf dem Gipfel des Großen Rachels auf 1453 Metern Höhe ankam. Der Große Rachel ist nach dem Großen Arber der zweithöchste Berg des Bayerischen Waldes und die höchste Erhebung des Nationalparks Bayerischer Wald. Leider ließen die vielen Wolken, die über den Gipfel zogen, keine Sicht an diesem Tag zu.

Unterhalb des Rachelgipfels tauchte dann aus den dichten Wolken das Waldschmidthaus (1360 m) auf, das im Jahre 1912 von der Sektion Spiegelau des Bayerischen Waldvereins erbaut wurde. Das Haus wurde nach Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt, benannt, der im Jahre 1832 in Eschlkam geboren wurde und wegen seiner Schriftstellertätigkeit im Bayerischen Wald und Böhmerwald noch immer sehr verehrt wird. Im letzten Teilstück ging es bergab zum Parkplatz Gfäll, wo schon der Bus auf die Wanderer wartete. Anschließend wurde die Heimreise nach Eschlkam angetreten.