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Zur Kirche, die einst ein Schafstall war

Grenzüberschreitende Wanderung nach Maxberg im Böhmerwald

Eschlkam, 27.12.2017
Jetzt läuten sie wieder die Glocken im Böhmerwald und laden zu den Gottesdiensten ein. Das war aber vor der Grenzöffnung im Jahre 1990 nicht der Fall. Mit dem Bau des Eisernen Vorhangs nach dem zweiten Weltkrieg verstummten die Glocken und auch die Kirchen waren für die bayerischen Grenzbewohner nicht mehr erreichbar. In dieser schlimmen Zeit wurden die böhmischen Kirchen für andere Zwecke verwendet, meistens als Viehställe oder als Lagerhallen. Das diesjährige Programm der bayerisch-böhmischen Partnergemeinden Eschlkam, Vseruby (Neumark) und Kdyne (Neugedein) mit Wanderungen und einer Bergweihnacht über den Jahreswechsel, ist den Kirchen in der böhmischen Nachbarschaft gewidmet.

Bewegung, Information und Gemeinschaft
Zur ersten Veranstaltung, einer grenzüberschreitenden Wanderung von Eschlkam aus nach Maxberg im Böhmerwald hatte das Tourismusbüro der Marktgemeinde Eschlkam eingeladen. Der Tourismusbeauftragte Josef Altmann konnte dazu 60 Wanderfreunde begrüßen, darunter die Stammgäste aus Bad Ems. Beim Wandern in der Gruppe kommt man so richtig in Bewegung, erhält interessante Informationen über die Region und auch die Gemeinschaft wird gefördert, so Josef Altmann in seinen Begrüßungsworten. Während der Wanderung erzählte Josef Altmann einiges über die bayerisch-böhmische Grenzgeschichte, die schon beim Überqueren des Chambsteges bei der Heuhofermühle deutlich wurde. Hier fließt der grenzüberschreitende Chamb entlang, der auch Eschlkam seinen Namen gab. Mit seinen insgesamt 51 Kilometern ist er auch der längste und wasserreichste Nebenfluss des Regens.

Auf wunderschönen Waldwegen wurde dann die Schöneichenkapelle erreicht, wo eine kurze Rast eingelegt wurde. Diese Waldkapelle wurde im Jahre 1869 vom Bauer Michael Wurm erbaut, die dann im Laufe der Zeiten zu einem kleinen und vielbesuchten Wallfahrtsort geworden ist. Am idyllisch gelegenen Ortsteil Gaishof vorbei waren dann bald die weiß/blauen Grenzpfähle zu sehen, die den Verlauf der bayerisch-böhmischen Grenze kennzeichnen. Josef Altmann brachte hier die Grenzöffnung im Jahre 1990 in Erinnerung, die noch immer wie ein Wunder wirkt. Im Jahre 2005 wurde der Wandergrenzübergang Gaishof-Maxov (Maxberg) eröffnet, man sprach damals vom alten Kirchenweg der aber ursprünglich etwas westlicher nach Maxberg geführt hatte. Nach rund 300 Meter durch den Wald eröffnete sich den Wanderern dann schon der Blick auf Maxberg.

Freiherr Maximilian von Lamingen gründete Maxberg
Josef Altmann erzählte kurz die Geschichte über die Gründung der Ortschaft Maxberg im Jahre 1665 durch Freiherr Maximilian von Lamingen, der sich mit seiner Gefolgschaft auf einer Jagd befand und eine kleine Rast einlegte. Der Blick auf die Berge Hoher Bogen, Osser und Arber gefiel ihm so sehr, dass er sagte "Hier ist es so schön, hier möchte ich ein Dorf gründen, das meinen Namen tragen soll". Es bildete sich bald der Name Maxberg heraus, denn es war ein leichter Berghang wo die Ortschaft entstand. Die ersten Ansiedler, obwohl man es nicht genau weiß, sollen dem Dialekt nach aus dem Riesgebirge in Württemberg, nördlich von Ulm gekommen sein. Das Dorf entwickelte sich sehr gut. 1945 waren 58 Hausnummern zu zählen mit fast 400 Einwohnern und es waren auch alle Berufe vorhanden, Tischler, Schmied, Schuster, vier Gaststätten und natürlich gab es eine Schule. Ein kurzer Abstecher wurde auch in den ehemaligen Friedhof gemacht, der von der Gemeinde Vseruby immer wieder gepflegt wird.

Die Kirche wurde als Schafstall benutzt
Hans Schlosser, dessen Schwiegereltern aus der früheren Gemeinde Maxberg stammen, gab einen kurzen Überblick über die Kirche, die dem Hl. Johannes d. Täufer geweiht ist und im Jahre 1730 erbaut wurde. Nachdem am 30. April 1945 das Dorf Maxberg von Amerikanern in Brand geschossen wurde, ist auch die Kirche ein Raub der Flammen geworden. Die kommunistische Zeit hat das Dorf fast vernichtet. Nachdem die Deutschen ausgewiesen wurden, sind nur noch ein paar Häuser übriggeblieben. Im Jahre 1946 wurde die Kirche noch mit einem Dach versehen und vom kommunistischen Regime als Schafstall benutzt. Eduard Mirwald der mit seiner Frau Maria extra aus Bogen nach Maxberg gekommen war, berichtete über die Renovierungsarbeiten an dieser Kirche, mit denen nach der Grenzöffnung im Jahre 1990 begonnen wurde. Ein fachkundiges Renovierungsteam um Josef Neumeier hat alle Bauarbeiten sowie den Altarbau und die Innengestaltung der Kirche für Gottes Lohn durchgeführt. Obwohl in dieser Renovierungszeit immer wieder in die Kirche eingebrochen wurde, erstrahlt sie jetzt in einem wunderschönen Glanz. Jedes Jahr um den Johannistag am 24. Juni finden in Maxberg das Heimattreffen und das Kirchweihfest statt.

Die Partnergemeinde Vseruby (Neumark) bewirtete die Wanderer
Bestens versorgt wurden die Wanderer nach der Besichtigung der Kirche beim touristischen Infopunkt in Maxberg durch den Neumarker Bürgermeister Vaclav Bernard mit seiner Frau Monika und Gemeinderätin Jana. Es gab zur Stärkung Glühwein und böhmische Süßigkeiten. Die Wanderer erlebten dabei eine wunderbare Gastfreundschaft, für die sie sich ganz herzlich bedankten. Anschließend machte sich die Wandergruppe auf den Heimweg über Schachten und Großaign nach Eschlkam. Josef Altmann bedankte sich bei allen Mitwanderern, die an diesem Tag auch einiges über die Grenzgeschichte gehört haben.

Josef Altmann, Eschlkam