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Kulturreise führte in die Goldene Stadt Prag

Historische Entdeckertour durch das jüdische Viertel

Eschlkam, 17. und 18.03.2019
Die Goldene Stadt Prag war das Ziel einer Entdeckungs-und Kulturreise, die vom Tourismusbüro der Marktgemeinde Eschlkam organisiert wurde. Im Vordergrund der Fahrt stand dabei die historische Geschichte des jüdischen Viertels in dieser Großstadt, die zu den meist besuchten Städten in Europa gehört. Das Herz Europas, hunderttürmiges goldenes Prag mit einer märchenhaften Kulisse, so wird die Tschechische Hauptstadt mit ihrem architektonischen Reichtum auch immer wieder bezeichnet.

Die Fahrt war begrenzt auf 20 Teilnehmer und als Beförderungsmittel wurde der Alex-Zug gewählt der Bayern mit Böhmen verbindet. Mit dabei war auch der 3. Bürgermeister der Marktgemeinde Eschlkam, Eduard Stoiber mit seiner Frau sowie Teilnehmer aus dem Landkreis Cham und Gäste aus Augsburg und Fürstenfeldbruck. Schon frühmorgens konnten die Teilnehmer am Bahnhof in Furth im Wald die ersten Sonnenstrahlen genießen, die die Reisenden bis nach Prag begleiteten. Die Reiseleiter Josef Altmann und Rudi Lenk hatten alles bestens vorbereitet und als Übernachtungsquartier diente das Botel-Hotel Albatros auf der Moldau. Beeindruckend und interessant war die dreistündige deutschsprachige Führung
durch das jüdische Viertel auch Josephstadt genannt, dass seit 1850 ein Stadtteil von Prag ist. Vom 13. Jahrhundert bis 1848 befand sich hier die Judenstadt. Mit der Verleihung der Bürgerrechte an die Juden im Jahr 1848 zogen diese häufig hier weg und die Gebäude verfielen.

Stadtführerin Eva erzählte, dass bereits im 10. Jahrhundert die Juden in Prag erwähnt wurden. Im 13. Jahrhundert wurde ein sparates Ghetto, die Judenstadt errichtet. In diesem mussten die Juden abgetrennt wohnen von der übrigen Bevölkerung. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte die Judenstadt ihre Blüte mit Synagogen, einer Jeschiwa, Gelehrten wie Rabi Juda Löw und Mäzenen wie Mordechai Maisel. 1744 mussten die Juden die Stadt verlassen und nach einem Erlass von Kaiserin Maria Theresia durften sie 1748 wieder zurückkehren. Im Jahre 1848 wurden die allgemeinen Bürgerrechte für die Juden in Böhmen erklärt und sie durften sich nun in ganz Prag niederlassen. Weiter informierte die Stadtführerin, dass aus dem 18. und 19. Jahrhundert sechs Synagogen, der alte Jüdische Friedhof, die Zeremonienhalle und das alte Rathaus erhalten blieben, weil deren Abriss durch Bürgerproteste verhindert werden konnte.

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Auftrag der Prager Stadtverwaltung neue prachtvolle Jugendstil-Gebäude errichtet. Die Bebauung und die Anlagen der neuen Straßen, orientierte sich dabei an Vorbildern aus Paris. Die zentrale Achse und zugleich prächtigste Straße der neuen Josefstadt wurde die Pariser Straße. Das Viertel war nun nicht mehr klar umgrenzt und wurde deshalb in der Zeit der deutschen Besetzung auch nicht zerstört. In einem Rundgang bekamen die Reiseteilnehmer einen Einblick in diese Gebäude und Anlagen. Besonders berührend war der alte Jüdische Friedhof, der im 15. Jahrhundert angelegt wurde und die letzte Bestattung im 18. Jahrhundert stattfand. Geschätzte 100 000 Menschen sind hier begraben. Über 12000 Grabsteine befinden sich auf diesem Friedhofsgelände.

Am zweiten Reisetag wurde die Prager Neustadt besichtigt. Rudi Lenk informierte, dass die Neustadt von König Karl IV im Jahre 1348 als großes neues Gebiet zwischen Vyserad und der Altstadt angelegt wurde. Die drei Hauptplätze dienten dem Markthandel, der Pferdemarkt - heute der Wenzelsplatz, der Viehmarkt heute der Karlsplatz und der Heumarkt, der heute noch den gleichen Namen trägt.

Das historischte Gebäude am Karlsplatz ist das Neustädter Rathaus, entstanden im Jahre 1367. In diesem Rathaus fand am 30. Juli 1419 der erste Prager Fenstersturz statt. Unter der Führung des hussitischen Predigers Jan Zelivsky waren prozessionsartig mehrere tausend Neustädter zum Rathaus gezogen und hatten die Freilassung ihrer reformatorischen Gefangenen verlangt. Nach einer provokativen Antwort stürmten sie das Rathaus, warfen die katholischen (deutschen) Ratsherren und Richter aus dem Fenster und erstachen die Überlebenden. Diese Aktion bedeutete den Beginn der fünfzehnjährigen Hussitenkriege.

Vollgepackt mit vielen historischen Erlebnissen wurde mit dem Zug wieder die Heimreise nach Bayern angetreten. Die Reiseleiter Josef Altmann und Rudi Lenk bedankten sich bei allen Teilnehmern für das große Interesse. Eine weitere informative Pragreise ist schon wieder in Planung.