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Pilgerzug durch die Prager Geschichte

Beeindruckende Stadtführung und Tag der offenen Tür in der Deutschen Botschaft miterlebt

Eschlkam, 21.06.2018
Die tschechische Hauptstadt Prag genießt seit dem Mittelalter eine der schönsten Städte der Welt zu sein und zieht deshalb jährlich bis zu 10 Millionen Touristen an. Aber nicht nur das, denn auch die Jahrhunderte alte Geschichte dieser Weltstadt weckt ein großes Interesse der vielen Gäste. Das Tourismusbüro der Marktgemeinde Eschlkam hat vor einigen Tagen in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Cham eine Tagesfahrt nach Prag organsiert. Neben einer beeindruckenden und professionellen Stadtführung hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit am Tag der offenen Tür in der Deutschen Botschaft teilzunehmen.

Die Reiseleiter Josef Altmann und Michael Neuberger freuten sich über das große Interesse an dieser Fahrt, an der neben dem Vizelandrat a.D. Egid Hofmann und seiner Frau auch eine Abordnung des Treffpunkt Ehrenamts des Landkreises Cham teilnahm. Egid Hofmann erzählte bei der Durchfahrt durch den Bezirk Klattau Interessantes zu den einzelnen Orten und ihrer Entwicklung seit dem Fall des Eisernen Vorhanges. In Prag wurde die Reisegruppe von dem Dr. Petr Křižek erwartet. Der Theologe, der seit 2004 ein kleines Reisebüro in Prag leitet, begleitete die Gruppe unterstützt mit Kopfhörern auf einer besonderen Stadtführung unter dem Thema „Pilgerzug durch die Prager Geschichte“. Die slawische Besiedelung von Prag, so der Stadtführer, begann bereits im 6. Jahrhundert in einem Gebiet, das zuvor seit über 500 Jahren von den germanischen Markomannen bewohnt worden war. Nach der Errichtung von zwei Burgen durch die Přemysliden im 9. und 10 Jahrhundert kamen auch jüdische und deutsche Kaufleute ins Land. Um 1230 wurde die Siedlung zu einer königlichen Stadt erhoben und im 14. Jahrhundert wurde Prag als Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches zu einem politischkulturellen Zentrum Mitteleuropas. Erste Station der Stadtführung war der geschichtsträchtige Wenzelsplatz, der vor 1848 nach den alljährlich abgehaltenen Pferdemärkten „Roßmarkt“ hieß.

Am 29. Oktober 1918 wurde hier die erste Tschechoslowakische Republik proklamiert und 50 Jahre später im Jahre 1968 der Prager Frühling niedergeschlagen. Mit sehr persönlichen Erinnerungen schilderte Petr Křižek auch die Ereignisse im Jahr 1989 als tausende von Menschen auf dem Prager Wenzelplatz für ein unblutiges und schnelles Ende des Sozialismus in der CSSR demonstrierten. Nach diesem interessanten Exkurs in die jüngere Zeitgeschichte, begleitete der Stadtführer die Gruppe zur altehrwürdigen Jakobskirche . Die 1232 errichtete dreischiffige Basilika mit ihrem langen und hohen Altarraum ist der drittlängste Kirchenbau in Prag. Bei der Jakobskirche in Prag beginnt die südliche Variante des Jakobsweges in Böhmen, die bis zum Grenzübergang Eschlkam/Všeruby verläuft und dann im ostbayerischen Jakobsweg seine Fortsetzung findet. Über den Teynhof gelangte man schließlich zum Altstädter Ring, dem zentralen Marktplatz in der Prager Altstadt. Das imposante 1915 anlässlich des 500. Todestages von Jan Hus errichtete Denkmal und das Rathaus mit der astronomischen Uhr gehören zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten von Prag. Unweit davon gelangte man zur weltberühmten Karlsbrücke, über die sich ein breiter Tourismusstrom über die Moldau hinüber zur Kleinseite bewegte. Dr. Křižek gewährte einen Einblicke in die Baugeschichte dieses architektonisches Geniestückes aus dem 14 Jahrhundert. Der böhmische König Karl IV. soll vor dem Baubeginn seinen Hofastrologen beauftragt haben, den idealen Zeitpunkt des Baubeginns zu bestimmen. Dieser errechnete das magische Datum: im Jahr 1357 am 9. Tag des 7. Monats um 5 Uhr 31. Dass diese nach dem Regensburger Vorbild errichtete 516 Meter lange Steinbrücke bis heute steht, beweist, dass sich der magische Baubeginn als glücklich erwiesen hat.

Den Abschluss dieser geschichtlichen Führung durch Prag erlebten die Reiseteilnehmer in der Deutschen Botschaft, die an diesem Tag die Türen für die Öffentlichkeit öffnete. Der Palais Lobkowicz, wo die Botschaft untergebracht ist gehört zu den eindrucksvollen und prachtvollsten Barockpalästen in Prag und hat zudem einen festen und wichtigen Platz in der deutschen, aber auch tschechischen und europäischen Geschichte. 4000 DDR-Bürger überwanden im Sommer und Herbst 1989 den Zaun des Botschaftsgartens und bejubelten die erlösenden Worte des deutschen Außenministers Hans-Dietrich-Genscher vom Balkon des Palais, der ihre Ausreise in die Bundesrepublik verkündete. Die Reiseteilnehmer bekamen beim Tag der offenen Tür auch die einmalige Möglichkeit den weltbekannten „Genscher-Balkon“ zu betreten. Nach dem grandiosen Blick über Prag beim Kloster Strahov trat man mit vielen Eindrücken die Heimreise an.

Redakteure: Josef Altmann und Michael Neuberger