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Jubiläumswanderung wie vor 25 Jahren

40 Wanderer erfuhren einiges über die Grenzgeschichte entlang von Rittsteig nach Neuaign

Eschlkam, 27.07.2019
Mit der Grenzwanderung von Rittsteig nach Neuaign auf tschechischem Gebiet entstand am 28. Juli 1994 das grenzüberschreitende Eschlkamer Wanderprogramm, dass weit über die Region hinaus bekanntgeworden ist und zur Wanderoffensive Bayerischer Wald-Böhmerwald beigetragen hat. Fast auf den Tag genau wurde nach 25 Jahren diese Jubiläumswanderung am vergangenen Samstag wiederholt. Der Samstagmorgen sah aber nicht sehr wanderfreundlich aus, den ein Gewitter stand über Eschlkam und es kam immer wieder Regen aus den dunklen Wolken. Aber all dies konnte 40 Wanderfreunde nicht davon abhalten an dieser Wanderung teilzunehmen. Extra aus München reisten Wanderfreunde an, sowie Gäste aus Bocholt, Bonn und Essen und sogar aus Nyrsko und aus der ganzen Region kamen die Wanderfreunde, die von Josef Altmann beim Start in Rittsteig/St.Katharina begrüßt wurden. Sein besonderer Gruß galt dem früheren stellvertretenden Zollamtsleiter von Eschlkam, Josef Lemberger, der auch an dieser Wanderung teilnahm.

Überraschung zu Beginn der Wanderung
Mit dem hatte niemand gerechnet, dass gleich zu Beginn der Wanderung auch Gäste für Ihren 10. Urlaubsaufenthalt geehrt werden. Sabine und Volker Schmitz aus Bocholt kommen seit 10 Jahren nach Eschlkam in den Urlaub und machen auch immer an den angebotenen Wanderungen mit. Josef Altmann bedankte sich recht herzlich bei den treuen Feriengästen und überreichte ihnen eine Urkunde mit Präsenten. Die Gäste erhielten einen kräftigen Beifall von den Wanderfreunden. Auch für den Wanderfreund Alois Wendl gab es Beifall und Glückwünsche, der einen Tag vorher einen runden Geburtstag gefeiert hatte.

Deutsche Dörfer im böhmischen Grenzgebiet gingen unter
Auf dem Weg von St. Katharina nach Flecken erzählte Josef Altmann, dass die Tschechoslowakei in den Jahren 1945 und 1946 auf Grundlage der sogenannten Benes-Dekrete die Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen vorantrieb. Diese Bewohner lebten vor allem in den tschechischen Randgebieten ganz nahe an der deutsch-tschechischen Grenze und mussten dann ihre Heimat verlassen. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges gingen hunderte von den ausgesiedelten deutschen Dörfern im böhmischen Grenzgebiet, die sich in der Nähe der Staatsgrenze befanden unter und wurden nach der Sperrgebietsverkündigung und nach dem Niederlassen des Eisernen Vorhangs planmäßig niedergerissen. Davon konnten sich die Wanderer auf dem Wanderweg immer wieder überzeugen. Von den einstigen schönen Ortschaften wie St. Katharina oder Flecken blieb nicht mehr viel übrig. In Flecken gab es vor 1945 vier Gasthäuser, zwei Kaufläden, eine Schmiede, eine Wagnerei, eine Tischlerei, zwei Schuhmacher, einen Schneider und sogar eine Damenschneiderei. Von dem ist alles nichts mehr zu sehen. Der Weg zum Wandergrenzübergang Hofberg erinnert noch an die alte Straße.

Von Rothenbaum existiert auch nichts mehr
Das gleiche Schicksal einer untergegangenen Ortschaft erleidete auch Rothenbaum, dass früher ein Wallfahrtsort war und wo viele Deutsche wohnten, die vertrieben wurden. Die stattliche Kirche zur schmerzhaften Mutter Gottes wurde am 03.05.1953 ein Raub der Flammen. Bis nach Jägershof und Warzenried hörte man das Prasseln und Krachen des brennenden Dachstuhls. Die Grundmauern wurden ebenfalls gesprengt, sozusagen wurden sie dem Erdboden gleichgemacht, wie die ganze Ortschaft. Nach der Grenzöffnung haben die Heimatvertriebenen von Rothenbaum den Grundriss der Kirche wieder freigelegt und die Grabsteine wieder ausgegraben. Sehr nachdenklich waren die Wanderer, als sie in dieser Gedenkstätte in Rothenbaum standen.

Auf dem Kolonnenweg nach Heuhof
Ein Relikt der tschechischen Grenzbefestigungen ist auch der Kolonnenweg, der nach 1945 zur Grenzsicherung entlang der 356 km langen deutsch-tschechischen Grenze angelegt wurde. Dieser Weg, der einst so gebaut wurde, dass auch schwere Militärfahrzeuge darüber fahren konnten, ist heutzutage für die Wanderer und Radfahrer geeignet. Ein Zusammentreffen gab es auch mit zwei österreichischen Radfahrern aus Salzburg, die entlang dieses Weges bis Finsterau unterwegs waren. Josef Altmann machte auch darauf aufmerksam, dass im Bereich von Heuhof bis Schwarzau wo der Chamb verläuft, bis 1945 mit der Saumühle, der Schwarzauer Mühle und der Goglmühle auch drei Mühlen in Betrieb waren. In Heuhof machte man einen kurzen Halt. Im Jahre 1930 hatte das Dorf 21 Häuser, in denen 146 Deutsche lebten. Im niedergerissenen Dorf steht noch das Gebäude der früheren Grenzwache, dass an die Zeit des Eisernen Vorhangs erinnert.

Ortschild der untergegangenen Ortschaft Schwarzau
Nur mehr ein Ortschild erinnert an das kleine Dorf Schwarzau, unweit vom Grenzübergang Eschlkam/Vseruby entfernt. In dieser Ortschaft standen früheres 13 Bauernhöfe, von denen keine sichtbaren Reste erhalten blieben. Gegenüber liegt der kleine Weiler Neuschwarzau, der zur Gemeinde Eschlkam gehört und über eine alte Brücke erreichbar ist. Ein neuer Weg, der vor ein paar Jahren gebaut wurde führt auch in die Eschlkamer Partnergemeinde Vseruby (Neumark). Der Grenzübergang Eschlkam war schon in Sichtweite und nach einem Kilometer erreicht.

Zusammentreffen mit dem früheren Zollamtsvorsteher Reiner Buchinger
Am Grenzübergang Eschlkam/Vseruby kam es zum Zusammentreffen mit dem früheren Zollamtsvorsteher Reiner Buchinger, der von Josef Altmann recht herzlich begrüßt wurde. Unter der Wanderführung von Reiner Buchinger fand die erste Wanderung vor 25 Jahren statt. Die beiden Zollamtsvorsteher Reiner Buchinger und Josef Lemberger haben das Eschlkamer Wanderprogramm immer großartig unterstützt, so Josef Altmann. Er sei sehr dankbar, dass sich daraus so ein bekanntes und großes Programm entwickelt hat. Einige Geschichten
die sich in den zurückliegenden 25 Wanderjahren ergeben haben, wurden anschließend noch bei der Einkehr erzählt.