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Nachbericht über die Herbstwanderwoche 30.09. bis 04.10.2019

Die Herbstwanderwoche war nichts für Schönwetterwanderer

Trotz der unbeständigen Witterung nahmen über 70 Wanderer an den Touren teil

Eschlkam, 04.10.2019
Die Herbstwanderwoche war wieder gefüllt mit den schönsten Touren aus 25 Jahren Eschlkamer Wanderprogramm. Für die Schönwetterwanderer hatte das Programm allerdings nicht viel zu bieten, den die unbeständige Witterung mit Regen und stürmischen Böen hielt viele davon ab, die Wanderschuhe zu schnürren und den Rucksack zu packen. Trotz dieser Umstände kamen zu den drei angebotenen Touren über 70 eiserne Wanderer zusammen,  die sich vom Wetter nicht beeinflussen ließen. Darunter war auch eine Wandergruppe des Taunusklubs aus Niederreifenberg die ihren Urlaub in Bodenmais verbrachte sowie die Stammgäste aus Köln, Lüdenscheid und Weilerswist, die jedes Jahr zur Herbstwanderwoche nach Eschlkam kommen.

Wegen Sturm über den Arber wurde die geplante Tour geändert
Für die erste geplante Tour in dieser Woche "Hüttenaudienz mit dem König des Bayerischen Waldes am Großen Arber" musste kurzfristig eine andere Route festgelegt werden, da über den Großen Arber ein Sturm mit über 100 Stunden Kilometer hinweg fegte. Josef Altmann konnte dazu den Arbergebietsbetreuer Johannes Matt vom Naturpark Bayerischer Wald begrüßen. Die Wanderstrecke wurde in den Niederungen des Arbers vom Bretterschachten zum Großen Arbersee festgelegt, wo die Wandergruppe nur von wenigen Sturmböen begleitet wurde. Dafür aber musste der Regenschirm immer wieder aufgespannt werden, wenn ein Regenschauer niederging. Nach nur einer Stunde Gehzeit wurde der Große Arbersee erreicht. Der Arbergebietsbetreuer Johannes Matt berichtete, dass der See während der letzten Eiszeit vor rund 10 000 Jahren entstanden ist. Das Becken dieses so genannten Karsees (kesselförmige Eintiefung am Berghang) wurde durch einen mächtigen Gletscher ausgeschürft. Maximal hat der See eine Tiefe von 15 Metern und umfasst eine Seefläche von 7,72 Hektar. Auch der Große Arbersee hat schwimmende Inseln, die durch den Aufstau des Sees im 19. Jahrhundert wegen der Holztrifft entstanden sind. Diese sind ohne feste Verbindung zum Untergrund und heben und senken sich mit den Schwankungen des Wasserspiegels. Bestens gelungen ist der neu angelegte Rundweg von 1, 5 Kilometer um den See, der einen Einblick in eins der schönsten Natuschutzgebiete des Bayerischen Waldes gibt. Davon konnten sich auch die Teilnehmer beim Rundgang überzeugen. Die geplante Hüttenaudienz am Großen Arber wurde wegen der Witterung in das neue Arberseehaus verlegt, wo alle Wanderer bestens versorgt wurden. Nach dieser Einkehr wurde zur Talstation der Arber-Bergbahn gewandert, wo diese Tour endete.

Von der Chodenstadt in die Drachenstichstadt
Die zweite Wanderung in dieser Woche verlief von der böhmischen Chodenstadt Domazlice in die bayerische Drachenstichstadt Furth im Wald unter der Leitung von Josef Altmann und Karl Reitmeier. Nach Domazlice wurde mit der Oberpfalz gefahren, wo am Stadtbahnhof diese Tour startete. Karl Reitmeier erzählte entlang einer herrlichen Allee zum Vesela Hora über die Laurentius-Wallfahrt, die inzwischen in das Chodenfest eingebunden ist. Der weitere Weg führte durch das wunderschöne und reizvolle Naturschutzgebiet "Prirodni Park Zelenov" mit seinen beeindruckenden großen Weihern. In Babylon wurde das Hotel Bohmann angesteuert, entstanden aus einem Haus mit Strohschaubendach, das dann Anfang des 20. Jahrhunderts in eine Touristenwirtschaft umgewandelt wurde. Die Wanderer wurden gut versorgt und nach einer Pause von einer Stunde wurde der weitere Weg angetreten, der zunächst zum Wackelstein führte, der sich tatsächlich bewegen ließ. Weter ging es parallel entlang des Kanals Tepla Bystrice/Warme Pastritz, wo man einen Eindruck gewinnen konnte, das das Wasser bergauf läuft, zu einem sarkophagähnlichen Stein. Dieser ist dem bedeutenden Politiker, Ökonom und Juristen der ersten Tschechoslowakischen Republik, Alois Rasin gewidmet, der auch zum ersten Fiananzminister des Landes gewählt wurde. Die Gruppe wurde schließlich noch auf dem Weg von Ceska Kubice bis kurz vor dem Grenzübergnag Hochstraße von starken Regenfällen überrascht, was jedoch der guten Laune keinen Abbruch tat. Nach rund 20 Kilometer Fußmarsch wurde die Drachenstichstadt Furth im Wald erreicht, die mit der Chodenstadt Domazlice seit der Grenzöffnung im Jahre 1990 eine Partnerschaft verbindet.

Letzte Wanderung über die Schachten des Bayerischen Waldes
Eine charmante Dame mit Tanzschuhen am Lindbergschachten, ging vor rund 20 Jahren in die Geschichte des Eschlkamer Wanderprogramms ein. Sie wollte damals mit Tanzschuhen die Schachten, die Hochweiden des Bayerischen Waldes begehen, die sie aber dann abbrechen musste. In Buchenau am Wanderparkplatz gab Josef Altmann den 20 Teilnehmern einen Überblick über diese rund 23 Kilometer lange Wandertour über den Lindbergschachten, Hirschbachschwelle, Zwieselter Filz , Kohlschachten, Latschensee, Hochschachten, Almschachten und Verlorener Schachten. Bauern aus der Umgebung von Zwiesel hatten früher das Recht, ihr Vieh während der Sommermonate in die Wälder zur Weide in den Hochlagen des Bayerischen Waldes zu bringen. Im Laufe der Zeit entstanden zunehmend aufgelichtete Wälder und bald auch nahezu waldfreie Bergwiesen, die im Bayerischen Wald als "Schachten" bezeichnet werden und auf einer Höhenlage zwischen 1000 und 1350 Meter liegen. Die Witterung kam den Wanderern an diesem Tag sehr entgegen. Angenehme Temperaturen sorgten auch dafür, dass keine dicke Jacke gebraucht wurde. Diese Wanderung wurde zu einem absoluten Erlebnis, denn in der Herbstzeit verwandeln sich die Schachten in eine einzigartige und farbenprächtige Naturlandschaft. Beeindruckend sind hier die vielen Heidelbeersträucher mit ihren dunkelroten Farben, oder auch die vom Wetter geprägten Laubbäume, die vor allem im Herbst eine bezaubernde Stimmung auf den großen Flächen vermitteln. Das letzte Teilstück dieser sechsstündigen Wanderung führte am Trinkwassertalsperre in Frauenau vorbei und nach Buchenau zurück, wo die Herbstwanderwoche ihren Abschluß fand.

Die Trinkwassertalsperre in Frauenau entstand in den Jahren 1974 – 1984. Der fast 85 hohe Staudamm (zum Bauzeitpunkt der höchste Steinschüttdamm in der Bundesrepublik Deutschland) staut den Kleinen Regen zu einem See mit fast 22 Mio. m³ auf. Das dort gespeicherte Wasser dient vor allem der öffentlichen Wasserversorgung. Es wird über den Entnahmeturm, meist 21 m über Grund dem See entnommen und der Aufbereitungsanlage auf der Flanitzalm zugeführt. Die Trinkwassertalsperre Frauenau ist über gut ausgebaute und gekennzeichnete Wanderwege von Frauenau oder den Parkplätzen Oberfrauenau, Dörfl und Regenbrücke aus leicht zu erreichen. Um die Talsperre führt ein schöner Weg mit vielen Ruhebänken und herrlichen Ausblicken.